2016年8月24日

70. Geburtstag Dr. Otto Biba


Hier geht es nun um jemanden, dessen Effizienz für die Wiener Philharmoniker sich über die Jahrzehnte erstreckt, und der im August seinen 70. Geburtstag feierte. Prof. Dr.Dr.h.c. Otto Biba, der Archivdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde, beging dieses Jubiläum und es soll Anlass sein, den so langjährigen Redakteur der philharmonischen Abonnementkonzert-Programmhefte mit seinen vielseitigen Tätigkeiten „auszuleuchten“.

Otto Biba wurde am 9. August 1946 in Wien geboren, besuchte nach der Volkssschule das Piaristengymnasium und studierte daraufhin an der Universität Wien. Sein Doktorat als Dr. phil. erwarb er sich 1974, mit einer Dissertation „Der Piaristenorden in Österreich. Seine Bedeutung für bildende Kunst, Musik und Theater im 17. und 18. Jahrhundert“. Bereits ein Jahr früher, 1973, eröffnete sich für ihn der künftige Berufsweg. Biba hatte noch während des Studiums eine Neukatalogisierung und Neuaufstellung des Musikarchivs der Piaristenkirche (Basilika Maria Treu) vorgenommen. Mit dieser Arbeit empfahl er sich bei dem damaligen Direktionsmitglied der Gesellschaft der Musikfreunde und Abteilungsleiter an der damaligen Wiener Musikakademie, Prof. Dr. Franz Kosch; ebenso bei der damaligen Archivdirektorin der Gesellschaft, Dr. Hedwig Mitringer, zur Aufnahme als Mitarbeiter in das Archiv der Musikfreunde. In weiterer Folge zum Leiter ab 1979 berufen, wurde er ab 1984 dessen Direktor für den Gesamtbereich von Archiv, Bibliothek und Sammlungen.

Es wäre kein vollständiges Bild dessen, was Otto Biba in allen seinen Facetten ausmacht, wenn sich hier nicht eine ansatzweise Aufzählung sonstiger Funktionen anschlösse: Eine schon sehr früh einsetzende Gutachtertätigkeit (1972 bis 2003) für das Bundesdenkmalamt in musikalischen Belangen; Lehrtätigkeit an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien (1973 bis 2002 als Vertragslehrer) sowie am Institut für Musikwissenschaft an der Universität Wien (ab 1996, Lehrauftrag für Archivpraktikum). 1997 erhielt Dr. Biba den Professorentitel, sowie 2008 die Ehrendoktorwürde von der Universität Lwiw / Lemberg. Bibas literarische Fertigkeiten lassen sich aus seinen zahlreichen Veröffentlichungen zur Musikgeschichte des 17. bis 20. Jahrhunderts belegen, und mehr noch aus den daraus gezogenen Übersetzungen in sechs Sprachen: neben englisch, französisch und italienisch gibt es auch solche in tschechisch, ukrainisch und japanisch. Parallel dazu ist die Vortragstätigkeit und insbesondere sind die Gastvorträge an Universitäten zu nennen, in Europa wie in Übersee. Das Kuratieren von wissenschaftlichen Ausstellungen schließt sich hier folgerichtig an, ebenfalls international eingesetzt sowohl in Europa wie in den USA und Japan. Weiterhin sind etwa 120 musikalische Werke aus Barock, Klassik und Romantik von Dr. Biba editorisch betreut worden. Und bei einer solchen Anhäufung von pädagogischen, publizistischen und wissenschaftlichen Betriebsamkeiten kann sich ein „spätes Kind“ des Jubilars ebenfalls gut sehen oder (hier besser:) hören lassen. Biba ist seit 2012 Gestalter und Sprecher einer Sendereihe „Geschichten aus dem Archiv“ in Radio Klassik Stephansdom.

Die Zahl der von Prof. Dr. Biba seit 1978 redaktionell betreuten Hefte für die Wiener Philharmoniker ist bis dato mit ungefähr 480 zu bestimmen. Eine absolut präzise Zahlenangabe läßt sich aus der bisweiligen Parallelität der Wochenend-Programmheftausgaben zu den Soireen nicht geben bzw. unterläge einer vorher zu treffenden (und vielleicht zu willkürlichen) Definition. Der Wert der geschaffenen Druckprodukte? Sprechen wir über den Verkaufswert der Auflagen oder den insgesamt zu taxierenden substantiellen Informationswert? Das sind Fragen, deren Größenordnung sich zwar stellt, aber das simple Einlösen in biedere Zahlen schwermacht. Es geht dabei einerseits um die eigentlichen Werkeinführungen, die sich in der Ära Biba von den vormals abgedruckten billig-streng gehabten thematischen Analysen weit entfernt und zu höchst interessanten Umfeld-Schilderungen der Werkgenese wie Öffentlichkeitsaufnahme im größeren, allgemeineren Stil erhoben haben. Zusätzlich sind es noch die Artikel in den jeweils zweiten Teilen der Hefte, den „Musikblättern der Wr. Philharmoniker“, die sich diesen Titel aus einer früheren separaten Publikationseinheit bewahrten. Was die Arbeit des Redakteurs in diesem Fall so speziell macht, das ist die über den Bereich der Einzelwirkung von Texten und Abbildungen hinaus waltende Gesamtgestaltung, die auch in manche Fragen des Layouts eingreift, um Sinnbezüge ersichtlich zu machen. Die Bildbeigaben, deren Ursprung so häufig im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde zu finden ist, geben dazu ein wundervolles Sichtfenster zwischen dem Fundus der Wissenschaft und der direkten Musikausübung. Mit dieser Wechselwirkung seiner Funktionen gibt uns Otto Biba einen Hauch der Idee von „Gesamtkunstwerk“, die ein von ihm gestaltetes Programmheft haben soll – und das hat er als sein Ideal von redaktioneller Arbeit mehrfach so ausgedrückt.

 

Es steht zu hoffen, dass sich dem Orchester die omnipräsente Schaffenskraft von Otto Biba noch lange erhält. Dazu gehören neben der herzlichen Gratulation zum „würdevollen“ und dabei doch so agilen Siebziger auch die allerbesten Wünsche für die Zukunft, die die Wiener Philharmoniker hier ausdrücken wollen.