90th Birthday of Bernard Haitink
Am 4. März feierte Maestro Bernard Haitink seinen 90. Geburtstag. Mit dem gebürtigen Amsterdamer haben die Wiener Philharmoniker im Lauf der Jahrzehnte von 1972 bis 2017 insgesamt 108 Konzerte aufgeführt, und weiters auch Ausflüge in die Welt der Oper unternommen (während der Salzburger Festspiele 1991 bis 1993, mit elf Vorstellungen von Mozarts „ Le Nozze di Figaro“ und sieben Vorstellungen von Mozarts „Zauberflöte“). Es mag hervorzuheben sein, dass Bernard Haitink sein intensives Naheverhältnis zu den Werken Anton Bruckners mit den Wiener Philharmonikern besonders häufig unter Beweis stellen wollte. Insgesamt sind es 44 Mal, die wir unter seiner Leitung Symphonien Bruckners gespielt haben: Die Nr. 3 war es 4fach, Nr. 4 6fach, Nr. 5 13fach, Nr. 7 3fach, Nr. 8 als Spitzenreiter 14fach, und schlußendlich die Nr. 9 4fach. Die Wiener Philharmoniker schätzen und ehren die Arbeitsweise und die künstlerischen Ergebnisse der Zusammenarbeit mit Maestro Haitink ganz außerordentlich und seine überlegene Art, uns durch die Partituren zu führen, ist noch jedesmal für uns Musiker eine ganz besondere Freude gewesen.
Als Höhepunkte dieser jahrzehntelangen Zusammenarbeit mögen die Konzerte gelten, die das Orchester mit dem Maestro in seiner Heimat, im Amsterdamer Concertgebouw, gegeben hat. Das war bisher gerade fünfmal der Fall, 1995, 1998, 2003, 2004 und 2006. Der Maestro war ja außerdem von 1961 bis 1988 Chefdirigent des hier beheimateten Orchesters, ab 1999 dessen Ehrendirigent. Hier schlicht von „Heimspielen“ zu sprechen, greift aber wohl in der Sache zu kurz. – Ganz nebenbei, hat diese berühmte Saal mit seiner unbegreiflich guten Akustik für den Dirigenten einen gewissen heiklen Aspekt. Wenn die Niederlande einerseits als flaches Land gelten, so ist das beim Podium des Concertgebouw aber komplett anders. Die „Gebirgigkeit“ der Anlage geht über etliche Ebenen, und insbesondere der Auftritt bzw. Abgang des Dirigenten verläuft über eine beachtliche Anzahl von Stufen (exakt 32), die zu bewältigen sind – völlig anders als in vergleichbaren anderen Konzertlokalen. Wollte man also sämtliche Herniedergänge und Besteigungen von Maestro Haitink, die er hier unternommen hat, aneinanderlegen, dann käme eine Summe von gesunden Bergtouren zustande, würdig einer veritablen Alpenvereinsmedaille.
Von einem sehr sprachbegabten Engländer ist außerdem ein Anagramm auf „Bernard Haitink“ überliefert, das hier bei der Gratulation mit einem kleinen Augenzwinkern nicht fehlen sollte: Die Buchstaben in der verdrehten Anordnung lauten allen Ernstes:
A DRINK IN THE BAR.
Wir wünschen dem Jubilar, mit dem wir so viele herrliche Konzerterlebnisse haben durften und der sich für 2019 ein Leisertreten und damit eine gewisse Zeit der Ruhe ausbedungen hat, viel Gesundheit und Lebensfreude! In der Folge aber wünschen wir uns für uns selbst, dass wir ihn noch ein paarmal bei uns am Pult begrüßen dürfen.