March 7, 2019

Obituary André Previn


© Historisches Archiv der Wiener Philharmoniker

Am 28. Februar verstarb in New York Maestro André Previn, eine Persönlichkeit, die unserem Orchester durch Jahrzehnte hindurch verbunden war. Es gilt hier nur auszugsweise anzumerken, wofür wir dem Künstler Previn in Dankbarkeit verbunden sind und was ihn im Umgang mit den Wiener Philharmonikern ausgezeichnet hat. Sein sehr vielschichtiges künstlerisches Wirken hatte neben der Befassung mit der klassischen Musik auch etliche weitere Aspekte. Als Pianist, Komponist und Orchesterleiter war Previn tätig gewesen, und seine reichhaltige Palette von Aktivitäten rund um den Film sollte hier ebenfalls genannt sein.

Das erste Kennenlernen mit den Wiener Philharmonikern fand bei einem Konzert der Salzburger Mozartwoche 1978 statt, wobei Previn mit dem Mozartschen Klavierkonzert in c-Moll KV491 auch seine pianistischen Fähigkeiten einsetzte. Im April 1978 debütierte Previn dann im Philharmonischen Abonnementkonzert-Zyklus, mit Mozart und Prokofjew.

Bei seinem nächsten Auftreten im philharmonischen Abonnementkzyklus am 7. und 8. Aril 1979 wurde gleichsam programmatisch eines der großen Tongemälde von Richard Strauss, die Alpensymphonie op. 64 musiziert. Strauss und seine symphonischen Dichtungen haben wir mit André Previn relativ häufig aufgeführt. In der Folge kam es zu fast jährlichen Besuchen bei uns, die sich regelmäßig bis 1996 fortsetzten und dann noch einmal 2002 im Abonnement manifestiert sind – Previns erstes und einmaliges Auftreten im damals neu geschaffenen Soireenzyklus. 2003 gab es ein letztes Zusammentreffen mit dem Künstler im Rahmen eines Gesellschaftskonzertes der Musikfreunde, wo Previns damalige Frau Anne-Sophie Mutter das Violinkonzert von P. I. Tschaikowsky spielte. 

Die Statistik spricht von insgesamt 89 Konzerten, die unter seiner Leitung stattgefunden haben, und im Jahr 1983 wurde weiters der Ball der Wiener Philharmoniker von ihm mit der Ouvertüre zur „Fledermaus“ eröffnet. – Die Reisetätigkeit des Orchesters mit André Previn erstreckt sich über mehrere europäische Städte (Mannheim und München 1978, Zürich 1983, Hamburg, Brüssel und London 1989, München, Köln, Amsterdam und Brüssel 1992, Köln, Paris, Mantua und Budapest 2000), und beinhaltet auch zwei Übersee-Tourneen nach Hongkong (1989) und nach Tokio (1991). Siebenmal sind wir mit André Previn in Linz im Brucknerhaus zu Gast gewesen, und einmal auch (eine für unser Orchester seltene Destination, 1983) im Festspielhaus in Bregenz.

Previns unprätentiöses Auftreten und seine jovialen Umgangsformen ermöglichten den Orchestermitgliedern einen besonders erfreulichen menschlichen Umgang mit ihm. Das Zurücktreten hinter dem Werk war ihm gleichsam vorgegeben, man verstand seine künstlerischen Intentionen ohne viele große Worte und Erklärungen. In den Probenpausen suchte er geradezu das Gespräch mit den Musikern und sein gemütliches „Hat vielleicht jemand eine Zigarette für mich?“ war der Anknüpfungspunkt für manche Plauderei, wobei gesagt sein darf, dass es auch Plaudereien mit Tiefgang gibt. Mit André Previn verlieren wir jemanden, dem Musik mehr als nur ein Anliegen war, einen begnadeten Kammermusiker, der mit einer Summe von Klangwelten aus allen Bereichen der Tonkunst vertraut war und sie ohne Brimborium – dafür aber vielleicht umso intensiver – dem Publikum dargebracht hat.