September 7, 2018

Salzburg Festival 2018


© Marco Borelli

Die Salzburger Festspiele 2018 wurden wie gewohnt zur sommerlichen Heimstatt der Wiener Philharmoniker, zum 94. Mal war mit Opern- und Konzertproduktionen der Kalender im Juli und August gefüllt. In Summe hatte das Orchester 24 Opernaufführungen in vier neu inszenierten Produktionen und zehn Konzerttermine, samt den dazugehörigen Probenterminen in weiteren 47 Arbeitseinheiten, von denen zwei schon Ende Juni in Wien stattfanden. Es folgt hier eine Auflistung der einzelnen Opern- und Konzertaufführungen:

27. Juli (Premiere) und 31. Juli, 4., 7., 15., 24. und 30. August, Großes Festspielhaus: Wolfgang Amadeus Mozart, Die Zauberflöte. Neuinszenierung in der Regie von Lydia Steier; Dirigent Constantinos Carydis.

28. Juli (Premiere) und 1., 9., 12., 17., 21., 27. August, Felsenreitschule: Richard Strauss, Salome. Neuinszenierung in der Regie von Romeo Castellucci; Dirigent Franz Welser-Möst.

5. August (Premiere) und 10., 13., 18., 22., 25. August, Großes Festspielhaus: Peter Ilijtsch Tschaikowsky, Pique Dame. Neuinszenierung in der Regie von Hans Neuenfels; Dirigent Mariss Jansons.

16. August (Premiere) und 19., 23., 26. August, Felsenreitschule: Hans Werner Henze, Die Bassariden. Neuinszenierung in der Regie von Krzysztof Warlikowski; Dirigent Kent Nagano. Hier ist anzumerken, dass diese Oper vor 52 Jahren und ebenfalls mit den Wiener Philharmonikern als Orchester bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt worden ist.

Die Konzerte des Orchesters hatten folgende Termine und Dirigenten:

28. und 29. Juli, Großes Festspielhaus: Bernd Alois Zimmermann, Nobody knows the trouble I see, Konzert für Trompete und Orchester mit dem Solisten Håkan Hardenberger; Gustav Mahler, Symphonie Nr. 2 in c-Moll, „Auferstehungssymphonie“, mit den Solistinnen Lucy Crowe und Bernarda Fink, sowie dem Chor des Bayerischen Rundfunks. – Dirigent Andrís Nelsons. Diese Konzerte fanden auch im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Ouverture spirituelle“ statt.

5. und 6. August, Großes Festspielhaus: Richard Strauss, Also sprach Zarathustra, op. 30; Luciano Berio, Folk Songs für Mezzosopran und Orchester, mit der Solistin Marianne Crebassa; Béla Bartók, Der wunderbare Mandarin op. 19. – Dirigent Esa-Pekka Salonen.

12., 14. und 15. August, Großes Festspielhaus: Robert Schumann, Symphonie Nr. 2 in C-Dur, op. 61; Franz Schubert, Messe in Es-Dur D 950, mit den Solist/inn/en Krassimira Stoyanova, Alisa Kolosova, Michael Spyres, Maciei Kwaśnikowski, Gianluca Buratto und der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor. – Dirigent Riccardo Muti.

18. und 19. August, Großes Festspielhaus: Jean Sibelius, Symphonie Nr. 4 in a-Moll op. 63; Anton Bruckner, Symphonie Nr. 4 in Es-Dur WAB 104, die „Romantische“. – Dirigent Herbert Blomstedt.

25. August, Großes Festspielhaus: Hans Werner Henze, Tristan. Préludes für Klavier, Tonbänder und Orchester, mit dem Solisten Igor Levit; Richard Wagner, aus der „Götterdämmerung“, Morgendämmerung, Siegfrieds Rheinfahrt, Siegfrieds Tod und Trauermusik, sowie Schlussszene. – Dirigent Franz Welser-Möst.

Zusätzlich zu diesen Terminen wurde im Rahmen der Kammerkonzerte im Großen Saal des Mozarteums ein Kammermusikkonzert mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker gegeben: Am 11. August lautete das Programm Hugo Wolf, Italienische Serenade für Streichquartett in G-Dur; Antonín Dvořák, Streichquintett in G-Dur op. 77; Peter Ilijtsch Tschaikowsky, Streichsextett in d-Moll op. 70, „Souvenir de Florence“.

Weiters als jährlich stattfindend und somit institutionell zu bezeichnen sind andere wichtige Aktivitäten, die unter der Patronanz des Orchesters stehen und von Mitgliedern organisatorisch betreut bzw. betrieben wurden: 
Aufzuzählen sind hier die Angelika-Prokopp-Sommerakademie, das Internationale Orchesterinstitut Attergau sowie die mit dem Musikvermittlungsprogramm der Wiener Philharmoniker zusammenhängenden Operncamps und das jährlich abgehaltene Blasmusikkonzert.

Die Angelika-Prokopp-Sommerakademie wurde in diesem Jahr von 34 Teilnehmern besucht, und es war ursprünglich als erster Hauptzweck für die Studiosi gedacht, bei diversen Bühnenmusiken eingesetzt zu werden. Diese Funktion konnte heuer mangels anfallenden solchen Musiken nur zu einem geringen Teil ausgeübt werden. Wie in den vergangenen Jahren hatte unser Mitglied Prof. Michael Werba neben seiner Orchestertätigkeit für die Organisation und Umsetzung der weiteren Vorhaben zu sorgen, was dann doch eine strenge terminliche Auslastung erzeugte. Dabei ging es nach einer ersten Arbeitsphase orchestraler Art um eine Konzertaufführung in Gmunden am 25. Juli, die mit Werken von Mozart und Brahms unter der Leitung von Vinzenz Praxmarer stattfand. Philharmonikervorstand Daniel Froschauer war dabei der Solist des Violinkonzertes Nr. 4 von W. A. Mozart in D-Dur KV 218. In der Folge ging es um die als „Schluss-Marathon“ bereits sehr bekannte Aufführungsserie von drei unmittelbar aufeinander folgenden Konzerten, die in diesem Sommer am 14. August in der Großen Aula der Universität stattfand, mit Terminen um 16.00, 18.00 und 20.00 Uhr. Prof. Werba nützt diese Gelegenheit auch im Regelfall zu einer Begrüßung des Publikums, und einer kurzen Darstellung seiner Ziele ebenso wie seiner Sorglichkeiten. Heuer waren es 15 Tutoren aus dem Kreis des Orchesters, die für die Einstudierung der 23 aufgeführten Stücke verantwortlich zeichneten und der Spiritus Rector hatte keine Mühe gescheut, selbst bei fünf solcher Einstudierungen Hand anzulegen. Dabei handelt es sich in bewährter Manier nicht immer nur um vollständige Werke; die so erzielte Farbigkeit und Abwechslungsfrische der Programmfolge hatte in diesem Jahr eine spezielle Facette durch den Einsatz von zwei Marimbaphonen, deren aparter Klang das Auditorium mit Freude goutierte.

Das „Internationale Orchesterinstitut Attergau“ mit seinem Kürzel IOIA hatte abermalig den Zweck, jungen Musikern und Musikerinnen aus aller Welt ein Sensorium für die besondere Eigenart des „Wiener Klangs“, also eines ganz bestimmten Klangideales zu vermitteln, das freilich von der Erzeugung her nicht unmittelbar eingeengt auf die Herkunft aus einer einzigen Stadtlandschaft herrührt. Die jugendlichen Teilnehmer erhalten in vielen Fällen erstmalig in ihrem künstlerischen Werdegang eine Möglichkeit, mit Mitgliedern der Wiener Philharmoniker zu arbeiten, die um die Mittel zum Erreichen dieses Effektes einer Klangformung besonderer Prägung wissen. Insgesamt waren in diesem Sommer 20 Dozenten aus den Reihen des Orchesters im Einsatz, die Organisation lag in den Händen des Orchestermitglieds David Pennetzdorfer. Prof. Helmut Zehetner und Christoph Koncz, beide Violinisten, wechselten sich in der Leitung der künstlerischen Vorhaben ab. Das Orchesterinstitut Attergau fand vom 4. bis 12. August in St. Georgen im Attergau statt. Erarbeitet wurden zwei sich zum Teil überschneidende Konzertprogramme, die am 11. August in der Pfarrkirche St. Georgen und am 12. August im Schloss Goldegg im Pongau präsentiert wurden. Das erste Programm bestand aus Antonín Dvořák, Serenade für Streicher in E-Dur op. 22, W.A. Mozart, Konzert für Klarinette und Orchester in A-Dur KV 622 mit dem Solisten Matthias Schorn, sowie Felix Mendelssohn-Bartholdy, der Symphonie Nr. 4 in A-Dur („Italienische“), dirigiert von Helmut Zehetner. Das zweite Programm hatte zu anfangs von W.A. Mozart die Symphonie in Es-Dur KV 184, es folgten Dvořák und das Mozart Klarinettenkonzert wie vorhin genannt, schlußendlich erklang von Joseph Haydn die Sinfonie Nr. 8 in G-Dur („Le Soir“); hier dirigierte Christoph Koncz das Ensemble.

Die diesjährigen Operncamps für Kinder und Jugendliche – wie im Vorjahr wurden vier angeboten – hatten Produktionen der Festspiele zum Anlaßpunkt und Vorwurf. Als erstes war ein Camp für „Jedermann“ angeboten worden, eine Wiederaufnamhe aus dem Vorjahr, die sich freilich nicht allein als für ein Sprechstück zuständig erwies, sondern aufgrund der Komposition einer Schauspielmusik unseres Orchestermitgliedes Oliver Madas als absolut klangverbunden zu bewerten ist. Das Camp fand für Jugendliche von 10 bis 17 Jahren vom 15. bis 21. Juli statt. Nachfolgend angesetzt war das „Zauberflöten-Camp“, vom 22. bis 28. Juli für die Altersstufe 9 bis 13 Jahre. Das dritte Camp – „Pique Dame“ – war für Jugendliche bis 15 Jahre gedacht, es lief vom 29. Juli bis 4. August. Für das letzte Camp der Reihe hatte man sich die „Bassariden“ vorgenommen, es wurde vom 6. bis zum 12. August veranstaltet und war für heranwachsende 14 bis 17jährige ausgerufen. Jeweils drei bis fünf Orchestermitglieder standen mit musikalischer Betreuung und Motivation der Campinsassen für die drei Opern bereit, im Fall des „Jedermann“ war Oliver Madas am Schlagwerk und am Vibraphon die treibende Kraft.

Die öffentlichen Abschlussaufführungen der einzelnen Camps fanden im Großen Studio der Universität Mozarteum sowie im „republic“ genannten Veranstaltungszentrum in unmittelbarer Nähe zum Festspielbezirk statt; wobei die Orchestermitglieder dann mit den jungen Leuten zusammen musizierten. Auch diesen Sommer stellte die Salzburg Stiftung American Austrian Foundation wieder das Schloss Arenberg mit seinem Ambiente als Aufenthaltsort und Logis zur Verfügung. In wundersamer Weise verwandelte sich das Schloss auf die Schnelle gleichsam in ein Miniatur-Opernhaus, in dem musikalisch geprobt, gesungen, Schauspiel-Szenen eingeübt, Bühnenbilder improvisatorisch gebaut und Videos hergestellt wurden. Die Leitung hatte in bewährter Art Mag. Hanne Muthspiel-Payer über. Die internationale Präsenz der Jugend ist in unterschiedlicher Art verteilt, mit vier Nationen bei „Jedermann“ verständlicherweise kleiner, dann aber doch mit bis zu 16 Nationen im „Bassarids Camp“. Insgesamt waren 158 Kinder und Jugendliche aus zusammengezählt 23 Nationen zusammengekommen.

Das diesjährige Blasmusikkonzert fand – heuer zum 13. Mal – am 26. August in der Felsenreitschule statt. Die Organisation lag wie im Vorjahr in den Händen unseres Orchestermitgliedes Lars Michael Stransky. Unter Mithilfe von Dozenten aus den Reihen des Orchesters, sowie vom Bühnenorchester der Staatsoper, erhielten die jungen Leute, BlasmusikerInnen aus Salzburg und diesjährig aus der Steiermark, einen dreitägigen Intensivkursus als Einschulung für das Konzert. Dirigent und Herz der Angelegenheit war wie den Vorjahren unser gewesener Bassposaunist Prof. Karl Jeitler, sich abermalig auszeichnend durch überlegene Ensembleführung und Gelassenheit. Für Blasmusikensembles arrangierte Ausschnitte aus Werken von Richard Wagner und Giuseppe Verdi, gefolgt von Adaptionen nach Johann und Josef Strauß, Josef Hellmesberger jun., Carl Michael Ziehrer und weiteren standen auf dem abwechslungsreichen Programm. Dabei ist es wie im Vorjahr als Akzent hervorzuheben, dass man hier die jungen Leute mit einem Repertoire von Opernliteratur und auch von Komponisten bekannt macht, die im heutigen Blasmusikleben nicht unbedingt vorkommen. Die Zählkarten für das Konzert – erhältlich bereits ab 7. Juli – erfreuten sich wieder größter Beliebtheit und die Veranstaltung war einem beträchtlichen Ansturm ausgesetzt. – Das danach verlangende Publikum erklatschte sich zwei Zugaben: den „Rainermarsch“, Salzburger Traditionsmarsch von Hans Schmid, sowie „Express“, eine Polka schnell von Johann Strauß. Dem Ziel, begabte junge Holz- und BlechbläserInnen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren zu fördern und sie auf ihrem Weg zu einer professionellen oder halbprofessionellen Musikerlaufbahn voranzubringen, diesem Ziel konnte auf eine solche Art wieder wirksam nachgeholfen werden. Die Zusammenarbeit der Salzburger Festspiele mit den Wiener Philharmonikern und dem Salzburger Blasmusikverband wird dabei nachhaltig unterstützt vom Land Salzburg und weiteren Sponsoren. Die Begrüßungsworte von Festspielseite sprach Kaufmännischer Direktor Lukas Crepaz, in der Folge kamen kurze Statements vom philharmonischen Vizevorstand Alexander Steinberger und der Salzburger Landtagspräsidentin Dr. Brigitta Pallauf. Weitere Wortspenden gab anlaßgemäß der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und schlußendlich der Obmann des Salzburger Blasmusikverbandes Matthäus Rieger. Dirigent Karl Jeitler erhielt für seine Leistungen ein Verdienstkreuz vom Bundesgremium des Österreichischen Blasmusikverbandes.

Abschließend eine aus den Angaben der Festredner abzuleitende Spitzfindigkeit, die sich der Chronist nun einmal nicht verkneifen kann: >Für das Bundesland Salzburg werden etwa 8.000 Mitglieder von Blasmusikverbänden in Veranschlagung gebracht, Landeshauptmann Schützenhöfer gab für die Steiermark stolze 19.000 solche Mitglieder an. Dem ehrfürchtigen Raunen im Publikum ist allerdings entgegenzuhalten, dass laut Statistik das Land Salzburg 552.000, die Steiermark aber 1.240.000 Einwohner zählt; womit sich die landesväterlich in den Raum gestellte höhere Musikalität der Steirer doch wieder etwas relativiert …