7. Mahler in Leipzig und Berlin
Mit Daniel Barenboim hatte das Orchester vor der Osterwoche einen relativ kurzen Ausflug nach Leipzig und nach Berlin zu absolvieren. Auf dem Programm stand von Gustav Mahler die 7. Symphonie.
Das Konzert am Freitag, dem 23. März im Leipziger Gewandhaus muss als Beitrag zum 275jährigen Jubiläum des Gewandhausorchesters angesehen werden. Diese ist damit um fast eine Jahrhundertschaft traditionsreichere Musiziergemeinschaft als die Wiener Philharmoniker; sie hat als Wahlspruch ein Zitat des römischen Philosophen Lucius Annaeus Seneca (aus dem 23. Brief an Lucilius) und das schon seit dem Jahr 1781: RES SEVERA VERUM GAUDIUM. Diese Worte prangten auf allen dreien bisher als „Gewandhaus“ bezeichneten Gebäuden, in denen konzertiert wurde, und sind so auch jetzt auf dem Orgelprospekt der aktuellen Lokalität am Augustusplatz zu lesen.
Als die Philharmoniker 1998 mit Riccardo Muti hier auftraten, hatte sich der Maestro bei der Sitzprobe zu dem Zitat in skeptischer Weise geäußert, dass im Wortsinn die „wahre Freude eine ernste Sache“ sei, wie gemeinhin zu übersetzen wäre. Durch die sprachliche Verknappung ohne Prädikat wäre allerdings auch eine Vice-Versa-Interpretation dergestalt denkbar, dass es eine „ernste Angelegenheit“ darstelle, „wahres Vergnügen“ zu erzeugen –für eine musikalische Institution eine doch wohl zu beherzigende Aufforderung. Immerhin steht über den Orchestergarderoben und Proberäumlichkeiten des Gewandhauses ebenfalls die Aufschrift der RES SEVERA, das VERUM GAUDIUM freilich – über der Kantine.
Am Folgetag, dem 24. März wurde nach kurzer Bahnfahrt das Programm mit der Mahler’schen 7. Symphonie in der Berliner Philharmonie aufgeführt.