12. Dezember 2019

Die philharmonische Fassung des Radetzky-Marsches


© Dieter Nagl

Im Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker erklang der Radetzky-Marsch, op. 228 von Johann Strauß erstmals am 1. Jänner 1946. Josef Krips dirigierte ihn damals, einem Vermerk im Archiv der Wiener Philharmoniker zufolge, vor dem Donauwalzer als erste Zugabe. Verwendet wurden 1946 die Noten, die im Archiv des Orchesters verfügbar waren, nämlich ein 1914 im Benjamin-Verlag Leipzig erschienenes Arrangement von Leopold Weninger.

Auf dieses Material, das bereits bei der philharmonischen Erstaufführung des Radetzky-Marsches 1928 verwendet wurde, griffen die Musiker seither Jahr für Jahr zurück. Allerdings wurde das Arrangement handschriftlich und von den Musikern mehrfach an die Bedürfnisse des Orchesters angepasst, und es gab Änderungen: Der Radetzky-Marsch wurde nicht mehr so aufgeführt, wie es Weningers Arrangement entsprach.

Im Laufe der Zeit wurden nicht nur Druckfehler ausgebessert, sondern die Musiker hatten Noten geändert und ergänzt sowie ganze Partien einfach weggelassen, um Schwächen bei der Instrumentierung zu verbessern, im Besonderen bei den Schlagwerkstimmen. Hier hatte ein früherer Schlagwerker Kontakt zu älteren Musikern aufgenommen, die seinerzeit noch mit Mitgliedern der Strauß-Kapelle gespielt hatten. Das Ergebnis dieser mündlich tradierten, aufführungspraktischen Überlieferung waren handgeschriebene Noten, die seither verwendet werden.

Die gedruckten Stimmen, unter anderem mit Weningers Ergänzungen für Pauken, Triangel und Glockenspiel, wiederum sind von den Philharmonikern im Neujahrskonzert nicht gespielt worden.

2019 hat der Vorstand der Wiener Philharmoniker, Daniel Froschauer, das Notenarchiv beauftragt, alle diese Änderungen festzuhalten und in eine eigene Neuausgabe der Wiener Philharmoniker einzuarbeiten. Diese Fassung ist ab jetzt in Verwendung.