22. Dezember 2014

Ehrung für Dieter Flury


© Olga Kretsch

In der Schweiz ist die Verleihung sowie das Tragen sichtbarer Ehrenzeichen mit besonderen Restriktionen versehen. Man könnte auch klipp und klar behaupten, dass Dekorationen in diesem Land nicht Usus sind – was ebenfalls wieder eine gewisse Verzeichnung darstellt. Jedenfalls gestaltet sich dem an solche natürlichen Vorgänge wie den Erwerb von Titeln und Würden gewöhnten (vielleicht nahezu verwöhnten?) Österreicher die Ordenslosigkeit der Schweiz als ein Blick in eine fremde Welt.

Jedoch – und davon soll hier berichtet werden – gibt es für die Würdigung von verdienstvollem Wirken auch in der Schweiz ein Procedere, das sich „Ehrung“ benennt. Im speziellen Fall wurde es für unseren Alt-Geschäftsführer o. Univ.-Prof. DIng. Dr. Dieter Flury anberaumt, der ja gebürtiger Zürcher ist. Am Montag, den 17. November, sprach im Marmorsaal des Oberen Belvedere der Schweizerische Botschafter Christoph Bubb besagte Ehrung aus, die auf einer Initiative des Schweizer Kulturattachés in Wien, Jaques Ducrest, beruht und deren Konkretisierung – vielleicht gibt es auch in der Schweiz einen Instanzenzug – immerhin ein Jahr in Anspruch genommen hat. Entsprechend den nationalen Grundsätzen gab es außer den Ansprachen von Botschafter Bubb und Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer keine weiteren Materialisierungen wie etwa eine Urkunde o.ä.

Eingebunden war freilich eine musikalische Umrahmung: Albena Danailova, Isabelle Ballot (Violine), Tamás Varga (Violoncello) und Elias Mai (Kontrabaß, Orchester der Wiener Staatsoper) spielten zu anfangs die Sonata in re minore von Johann Joseph Fux; danach erklang von Christian Flury (dem Sohn des Geehrten) ein Duo für Altflöte und Kontrabaß (Carolin Ralser und Nikolaus Feinig) und zum Ende der Feier von Klaus Huber das Stück „Askese“ nach einem Gedicht von Günter Grass für Sprechstimme, Flöte und Tonband (Dieter Flury und seine Tochter Iréna Flury).

Ort und Zeit des Geschehens hatten dabei einen weiteren Schweizer Bezug, nämlich die Ausstellung der in Basel geborenen Foto- und Objektkünstlerin Nives Widauer, die unter dem Titel „Special Cases — Cosmic Rocket“ im Marmorsaal des Oberen Belvedere für zwei Wochen zu sehen war. Es geht dabei um die Transportkisten der Wiener Philharmoniker (wohlgemerkt: nicht die Instrumentenetuis, sondern die größtenteils aus Aluminiumblechen bestehenden Instrumenten-Überkisten), die für die Sicherheit der Instrumente auf Orchestertourneen ja unerläßlich sind. Frau Widauer hat die jeder Industrie-Norm spottenden Formate und die seltsam-gleißende Reflexionspracht dieser Behältnisse als Faszinosum vor die Linse gebracht. Dazu hat sie das Orchester fast ein Jahr lang auf Tourneen nach Paris, London, Mailand, Luzern, Basel und New York begleitet und hält ihre Eindrücke als „Reisetagebuch“ in einem in Kürze im Hatje Cantz Verlag erscheinenden Buch fest. Zugleich entstand in corpore ein himmelan strebendes Arrangement von einigen dieser Instrumentenkisten, das als „Cosmic Rocket“ einen symbolischen Verweis auf das Reisen und die Fortbewegung überhaupt darstellen soll.