10. Mai 2019

Konzert im Berliner Dom


© Martin Kubik

Mit Christian Thielemann kam das Programm des letzten, neunten Wochenend-Abonnementkonzerts (Christian Mason „Eternity in an hour“, Anton Bruckner, Symphonie Nr. 2 in c-Moll) am Donnerstag, den 2. Mai in Berlin zur Aufführung. Diese Eintragung im philharmonischen Tagebuch wäre grundsätzlich von der Destination her keine Besonderheit. Freilich war der Austragungsort des Konzertes ein anderer als bis dato gewohnt, es handelt sich dabei nämlich um den Berliner Dom, mit vollem Titel „Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin“.

Bis 2024, also bis zum 200. Geburtstag des Komponisten, will man unter den Fittichen der „Fondazione pro Musica e Arte Sacra“ Anton Bruckners Symphonien an geistlichen Aufführungsorten zu Gehör bringen. Die Zusammenarbeit mit dieser in Rom ansässigen Institution, an deren Spitze ihr Gründer und Generalpräsident Dr. Hans-Albert Courtial steht, hat sich bereits über die Jahre mit einer Konzertreihe ebendort bewährt. Der Berliner Dom mit seiner bewegten Geschichte, dem langen ruinösen Zustand nach dem 2. Weltkrieg, und dem jetzt prunkvoll gelungenen Wiederaufbau, zeigte sich für den Beginn dieses Projektes als würdige Stätte.

Es ist zwar ein erstes Auftreten der Wiener Philharmoniker an diesem Ort, der Berliner Dom wird freilich generell für Konzerte häufig genützt, mit bis zu einhundert Terminen im Jahr. Im Reigen der für das Bruckner-Projekt in Aussicht genommenen Aufführungsorte hatte sich ursprünglich auch die Kathedrale Notre Dame in Paris befunden, was durch den entsetzlichen Brand nun leider nicht mehr möglich sein wird. Die für die nächsten Konzerte geplanten Kirchen sind jedenfalls bereits bekannt und auch genannt: es soll sich dabei um San Pietro fuori le Mura in Rom und die Sagrada Familia in Barcelona handeln. Der Wiener Stephansdom und der Petersdom in Rom – dieser als krönender Abschluss – sind ebenfalls in Planung.

Dass nebstbei bemerkt Darstellungen von Bruckner-Symphonien an sakralen Orten in der Historie des Orchesters schon stattgefunden haben, dafür sind hier zwei Konzerttermine zu erwähnen: Im Stift St. Florian wurde unter der Leitung von Pierre Boulez am 21. und 22. September 1996 die Symphonie Nr. 8 aufgeführt, im Dom zu Pisa ebenfalls unter Boulez am 28. September 2005 die Symphonie Nr. 7. Insbesondere die Akustik in Pisa ist – trotz aller marmornen Pracht, die ja sonst für überlangen Nachhall berühmt wäre– in besonders prägnanter, positiver Erinnerung.