19. Februar 2018

Salzburger Mozartwoche 2018


Die Konzerte der Wiener Philharmoniker im Rahmen der Salzburger Mozartwoche fanden in diesem Jahr am 27. und 31. Jänner sowie am 3. Februar statt. Die Programmgestaltung trug der Herkunft der Dirigenten insoferne Rechnung, als ein Engländer mit Elgar, ein Franzose mit Bizet und ein Russe mit Tschaikowsky „beauftragt“ waren, zu interpretieren. Hier kam es außerdem zu zwei Debuts am Dirigentenpult, zuerst mit dem 1983 in London geborenen Robin Ticciati, der es bereits zu bemerkenswerten Chefpositionen gebracht hat, seit 2009/10 als Chefdirigent des Scottish Chamber Orchestra, seit Sommer 2014 als Musikdirektor der Glyndebourne Festival Opera, wie auch seit der Saison 2017/18 als Musikdirektor des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. Mit dem Violinvirtuosen Renaud Capuçon wurde von Edward Elgar das Violinkonzert in h-Moll op. 61 aufgeführt, das der Komponist ursprünglich für Fritz Kreisler geschrieben hatte. Dem großen Applaus trat der Geiger mit einer Kreisler-Adaption als Zugabe entgegen, Christoph Willibald Glucks „Melodie“ aus dem „Reigen Seliger Geister“ seiner Oper „Orpheus und Eurydike“; nach dem überbordenden Feuerwerk Elgars eine Oase schlichter Beseeligung. Der zweite Teil des Konzertes gehörte Mozarts Jupiter-Symphonie KV. 551.

Auch mit Alain Altinoglu konzertierten die Wiener Philharmoniker erstmalig, wenngleich hier bereits etliche Begegnungen mit dem 1975 in Paris geborenen Maestro auf dem Opersektor stattgefunden hatten. Altinoglus Liste der Gastdirigate als eines der gefragtesten Dirigenten seiner Generation ist von erheblicher Länge, und ebenso sind die bedeutendsten Opernhäuser der Welt wie Metropolitan Opera, Covent Garden, Teatro Colón, ebenso wie die mitteleuropäischen Hauptbühnen in Berlin, Wien Zürich etc. sein Zuhause. Von der Wiener Staatsoper war ihm 2013 auf der Tournee nach dem Oman Vorstellungen von Le nozze di Figaro im Opernhaus von Muscat anvertraut gewesen, von den Salzburger Festspielen 2016 die Produktion von Don Giovanni. – Zur Aufführung gelangte anfänglich von Wolfgang Amadeus Mozart die Symphonie in D-Dur KV 297, die „Pariser“ Symphonie. Der Pianist Piotr Anderszewski war dann der Solist von Mozarts Klavierkonzert in C-Dur KV 503. Seine Zugabe widmete der Künstler Leoš Janáček, er spielte eine Miniatur aus dem zehnteiligen Zyklus „Auf verwachsenem Pfade“. Leider konnte der in der Pause persönlich befragte Solist selbst nicht angeben, welchen der Teile er hier zugegeben hat; womit fast eine letzte Wahrheit darüber im Dunkel der (Musik)geschichte verborgen geblieben wäre; in der ORF-Übertragung wurde sie dann als Beginn des Zweiten Teils, Andante, angegeben. Den Beschluß machte Georges Bizets Symphonie Nr. 1 in C-Dur, jenes geniale in nur einem Monat verfaßte Jugendwerk des damals Siebzehnjährigen, das erst 80 Jahre nach der Niederschrift seine Uraufführung erlebte.

Das dritte Konzert der Mozartwoche leitete Valeri Gergiev, und seine vielfältige Beziehung zum Orchester bedarf hier keiner näheren Erläuterung. Begonnen wurde der Abend mit Wolfgang Amadeus Mozarts Ouvertüre zu „La clemenza di Tito“ KV 621; darauf folgte von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky die Orchestersuite Nr. 4 in G-Dur op. 61. Nach der Pause spielte der Klarinettist Jörg Widmann Mozarts Konzert für Klarinette und Orchester in A-Dur KV 622. Letztendlich wurde von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky die Serenade für Streichorchester in C-Dur op. 48 dargeboten. Gergiev, der vor der Pause ohne Baton auskam, hat danach wieder mit seinem bekannt überkurzen Dirigentenstab agiert, der jedem Gergiev-affinen Musikfreund frappant auch als Zahnstocher erscheinen könnte.