11. Juni 2018

Sommernachtskonzert 2018


Donnerstag, der 31. Mai 2018, stellt den Fronleichnams-Feiertag dar und zugleich das von vielen ersehnte Datum für das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker im Schlosspark von Schönbrunn. Es fand heuer zum 15. Mal statt. Nach wie vor hat man eine solche Open-Air-Veranstaltung in enge Beziehung zur Wetterlage zu stellen, und der Wettergott war für dieses Mal gnädig gesonnen: Die Synopsis mit der Metereologie stellte ein ungetrübtes Vergnügen in Aussicht. Darum waren die in den Medien genannten Besucherzahlen auch von eindrücklicher Höhe.

Der eigentliche innere Zuschauerbereich der Veranstaltung, der sich von der Schlossfront bis zum Neptunbrunnen erstreckt, hätte an die 65.000 Besucherinnen und Besucher beherbergt, und die dahinter ansteigende Wiesenfläche bis zur Gloriette, ein beliebtes Areal zur Hinlagerung und auch mit elektronisch unterstütztem Musikgenuss, wäre für etwa 40.000 Personen gut genug gewesen. Mittels der eingesetzten Eidophorwände konnte sich auch das fernere Publikum am Geschehen auf der Bühne orientieren.

Nach seinen Auftritten in Schönbrunn von 2007 und 2011 ist Valery Gergiev der erste, dem man das Sommernachtskonzert zum dritten Mal anvertraut hat. Zusätzlich feierte er das Jubiläum, zum 150. Mal für eine Aufführung am Pult der Wiener Philharmoniker gestanden zu sein. Als themenbestimmend galt für heuer italienische Opernmusik, unter dem Generalmotto „Eine italienische Nacht“. Die mit aufgeführten russischen Einsprengsel – zweifelsohne eine Herzensangelegenheit Valery Gergievs – ordneten sich dieser Thematik in der Titelgebung ebenfalls ein. Eine Anziehung besonderer Art wurde mit dem mehrfachen Auftritt von Gesangsstar Anna Netrebko geboten (für modebewußte Genießer mit jeweils wechselnder Abendrobe). Die Fülle der einzelnen musizierten Stücke garantierte einen höchst abwechslungreichen Ablauf und konsequenterweise eine überbordende hier nun folgende Werkliste.

Gioachino Rossini, Finale der Ouvertüre zur Oper „Guillaume Tell“
Giuseppe Verdi, Ouvertüre zur Oper „La forza del destino“
Francesco Cilea, Arie „Io son l’umile ancella“ aus der Oper „Adriana Lecouvreur“
Pietro Mascagni, Intermezzo aus der Oper „Cavalleria rusticana“
Giuseppe Verdi, Triumphmarsch und Ballabile aus der Oper „Aida“
Peter Iljitsch Tschaikowsky, Neapolitanischer Tanz aus dem Ballett „Schwanensee“
Sergej Prokofjew, „Montagues und Capulets“, Nr. 1 aus der Suite Nr. 2op. 64b des Balletts „Romeo und Julia“
Giacomo Puccini, Arie „Vissi d’arte, vissi d’amore“ aus der Oper „Tosca“
Giacomo Puccini, Intermezzo aus der Oper „Manon Lescaut“
Ruggero Leoncavallo, Arie „Stridono lassù“ aus der Oper „Pagliacci“

Hiemit wäre der offizielle Teil des Konzertes zu Ende gewesen, dem freilich weitere Programmpunkte als Zugaben folgten, nämlich:
Giacomo Puccini, Arie „O mio babbino caro“ aus der Oper „Gianni Schicchi“
Julius Fucik, Florentiner Marsch op. 214 und die bis dato noch jedes Jahr das Konzert beschließende Komposition von Johann Strauß Sohn, der Walzer „Wiener Blut.“ op. 354.

Wie im Vorjahr ist die diesjährige Position der akustischen Konzertmuschel vor der Hauptfront des Schlosses gewählt worden, nach abermaligen gründlichen Überlegungen und Abwägungen. Damit sind die gewissen Vorteile in Bezug auf Energieversorgung und Windverhältnisse in Betracht gezogen worden, genau so wie die Anmarschwege der Zuhörerschaft. Gepäckkontrollen der Sicherheitsorgane haben den Musikgenuss hoffentlich nicht allzu eingrenzend gestört, auch wenn die dazugehörigen Listen, in den Medien vorab wiedergegeben, detailreich abschrecken: Da mag zwar einleuchten, wenn Pistolen, Gewehre, Baseball-Schläger, Messer, Glasflaschen, Drohnen, Haustiere, große Taschen, Feuerwerkskörper, Laserpointer und Taschenlampen nicht zugelassen sind; beim Verbot von Decken, Regenschirmen, Klappsesseln, Kinderwagen, Selfie-Sticks oder ganz simpel Getränken (mit geringstfügigen Toleranzen) gerät man mitunter schon ins Grübeln …

Zwischen der Konzertmuschel und dem Schloss wurde der etwa dreißig Meter breite Abstand eines Korridors beibehalten, um diesen Kiesweg als Verbindung der Teile „Ost“ und „West“ des Schlossparks begehbar zu halten. Die Garderoben bzw. die Instrumenten-Aufbewahrung für das Orchester befanden sich in den als „Weißgoldzimmern“ bezeichneten Räumlichkeiten des Schloss-Hauptgebäudes. Zusätzlich zum Vorjahr hatte man an der Seite der Hauptfront in Richtung Kronprinzgarten ein Großzelt als Rekreationsplatz für müde und labungsbedürftige Musikerinnen und Musiker eingerichtet, und dort befand sich auch die unerläßliche Proviantierungsstelle, von den Firmen Joseph-Brot und der Kaffestation „Kaffee Alt-Wien“ betreut. 

Der hohe technische Aufwand mit allen seinen Kosten, den das Mammutprojekt Schönbrunn-Konzert bedeutet, ist auch Grund für eine große Anzahl an Danksagungen für die Mithilfe von Institutionen. In erster Linie ist hier unser Hauptsponsor ROLEX zu nennen, aber auch die Öffentliche Hand wie das Bundeskanzleramt, das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus sowie die Bundeshauptstadt mit ihrer Abteilung Wien Kultur; allen diesen wichtigen Hilfen ist an dieser Stelle von Herzen Dank zu sagen. Weitere Konzertsponsoren sind die Raiffeisen RB Gruppe, die ZZ Vermögensverwaltung, die Österreichische Nationalbank und die Münze Österreich. Besonderer Dank für freundliches Entgegenkommen und Unterstützung bei der technischen Abwicklung ist an Hofrat Prof. DIng. Gottfried Kellner, Direktor der Österreichischen Bundesgärten, sowie an Mag. Klaus Panholzer, Geschäftsführer der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft zu richten. Vorstand Prof. Daniel Froschauer formulierte es beim Gruß- und Dankeswort im Programmheftes für das Konzert folgendermaßen, nämlich als „von der Idee getragen, dass die Kultur unserer Stadt und unseres Landes in ihrer Bedeutsamkeit und Vielseitigkeit immer aufs Neue erlebbar und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Wie in den vergangenen Jahren schätzen wir die bewährte Zusammenarbeit mit dem ORF gemeinsam mit der European Broadcasting Union und den zahlreichen weltweiten Fernsehstationen. Durch sie kann die universelle Botschaft der Musik und die Atmosphäre des Konzertabends von Wien aus in alle Welt getragen werden.“

Die Generalprobe des Sommernachtskonzertes wurde als Voraufführung am Vorabend für den Sponsor Raiffeisen International gegeben. Die Übertragung durch den ORF hat dem wichtigen Auftrag der qualitativen Vermittlung des Ereignisses wieder voll Rechnung getragen; es waren 16 Kameras im Einsatz. Abermalig ist die Spannweite der „CamCat“, der „Kamerakatze“ zu bewundern, deren Trageseil, querüber vom Ostteil der Hauptfront bis zum Westteil des Neptunbrunnens als mit knapp 400 Metern Gesamtlänge eine technische Herausforderung besonderer Art darstellt; wobei die erzielten Ergebnisse der eingefangenen Bilder genauso erfrischen mögen wie die Beleuchtungseffekte und die Farbskala der Bildregie, die Michael Beyer anvertraut war. Als Moderatorin der österreichischen Übertragung fungierte Barbara Rett; mit leichten Verunsicherungen bezüglich der von Anna Netrebko gewährten Zugabe. – Die Zahl der angeschlossenen TV-Stationen (mit zumeist zeitversetzten Übertragungen) betrug an die 90, somit schließt das Sommernachtskonzert mit seiner Verbreitung mühelos an diejenige des Neujahrskonzertes an.


Für die administrative Organisation zeichnete die „Ganzton Veranstaltungen GmbH“ mit ihrem Vertreter Helmut Mutschlechner und seiner Partnerin Anneliese Pontiller heuer zum zweiten Mal. Und den orchesterinternen Brückenkopf zu aller Kommunikation, Vorbereitung und Umsetzung innerhalb des Klangkörpers bestritt in gewohnt-souveräner Weise unser Orchestermitglied, Bratscher Thilo Fechner.