2. Ausstellung

Die Komponistinnen Constanze Geiger und Josephine Weinlich

Constanze Geiger (1835-1890) wurde in den 1840- und 1850er Jahren als Komponistin bekannt. Johann Strauß Vater führte 1848 mehrmals den Frühlingsträume Walzer op. 8 [a] sowie den Ferdinandus-Walzer op. 10 von der erst 12-jährigen Constanze Geiger auf, der Walzer Carlsklänge op. 20 gelangte 1852 unter dem Dirigat von Johann Strauß Sohn im Theater an der Wien zur Aufführung. Drei geistliche Werke, darunter ein Ave Maria, komponiert von der 10-jährigen Constanze Geiger, erfreuten sich großer Beliebtheit und wurden oft in zahlreichen Kirchen in Wien musiziert.

Josephine Weinlich (1848-1887) gründete 1873 das Erste Europäische Damen-Orchester und dirigierte mit großem Erfolg in Wien und auf ausgedehnten Tourneen durch Europa und Amerika. Oft waren ihre Kompositionen Bestandteil ihrer Programme.

Constanze Geiger (1835-1890) als Schauspielerin, Pianistin und Komponistin

Vergrößern Constanze Geiger. Lithografie von Gabriel Decker, 1849. Ein Jahr nach der Komposition der Ferdinandus-Walzer, op. 10 © Wiener Philharmoniker / Historisches Archiv

Constanze Geiger wurde am 16.10.1835 in Wien geboren. Sie erhielt den ersten Musikunterricht von ihrem Vater und gab bereits im Oktober 1844, wenige Tage nach ihrem 9. Geburtstag, ein Privatvorspiel, bei dem sie zwei eigene Werke präsentierte, das Opus 1 war bereits im Verlag Diabelli erschienen. In der Ballsaison 1847 wurden unter der Leitung von Johann Strauß Vater erstmals Walzer der 11-jährigen Constanze aufgeführt. Seit 1850 wirkte Constanze Geiger auch als Schauspielerin. 1852 trat sie mehrmals im Theater an der Wien auf, nun erstmals als eine Art „Universalkünstlerin“, nämlich als Schauspielerin, Pianistin und Komponistin im Rahmen einer einzigen Veranstaltung. In dieser Form, mehrere Kunstrichtungen verbindend, trat sie in den folgenden acht Jahren oft in Erscheinung; diese besondere Art der Bühnenpräsentation wurde quasi zu einem Markenzeichen Constanze Geigers. 1861 heiratete sie Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha, 1862 wurde sie in den Freiherrnstand erhoben und führte nun den Titel „Freifrau von Ruttenstein“. Sie verstarb am 24.8.1890 in Dieppe.

Vergrößern Theaterzettel zu einem Gastspiel Constanze Geigers in Frankfurt am Main, 17.10.1859 © Privatsammlung
Vergrößern Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha, Ehemann von Constanze von Ruttenstein. Fotografie von Ludwig Angerer © Privatsammlung
Vergrößern Constanze von Ruttenstein. Fotografie von Fritz Luckhardt © Privatsammlung

Brief von Constanze von Ruttenstein an Frau von Weiss, 10.3. 1883

„Frau von Springer, welche mir den Kauf Ihres Hauses so warm anempfiehlt, habe ich heute brieflich gebeten, Sie in meinem Namen zu ersuchen, […] mir eine kleine Wartezeit von 4 bis 5 Wochen zu gönnen, bevor ich einen definitiven Entschluss fassen kann! […]“
*mit einem Kuvert

Vergrößern Brief von Constanze von Ruttenstein an Frau von Weiss, 10.3. 1883. Auf Briefpapier mit gepr. Vignette © Privatsammlung
Vergrößern Brief von Constanze von Ruttenstein an Frau von Weiss, 10.3. 1883. Auf Briefpapier mit gepr. Vignette © Privatsammlung
Vergrößern Brief von Constanze von Ruttenstein an Frau von Weiss, 10.3. 1883. Auf Briefpapier mit gepr. Vignette © Privatsammlung
Vergrößern Brief von Constanze von Ruttenstein an Frau von Weiss, 10.3. 1883. Auf Briefpapier mit gepr. Vignette © Privatsammlung

Brief von Constanze von Ruttenstein an Carl Adolph Friese, Dienstag [29.5.1883].

„Dienstag. Lieber Freund Friese! Hoheit mein gnädigster Gemal will also den Donnerstag zu geben, und bleibt zu Ihrer schönen Festvorstellung – bitte uns die Loge No20 […]“

Vergrößern Brief von Constanze von Ruttenstein an Carl Adolph Friese, Dienstag [29.5.1883]. Auf Briefpapier mit gepr. Vignette © Privatsammlung
Vergrößern Brief von Constanze von Ruttenstein an Carl Adolph Friese, Dienstag [29.5.1883]. Auf Briefpapier mit gepr. Vignette © Privatsammlung

Josephine Weinlich (1848-1887) und ihr „Erstes Europäisches Damen-Orchester“

Vergrößern Josephine Weinlich und ihr Damen-Orchester. Xylografie, 1873. Originalzeichnung von Vincenz Katzler. In: Illustrierte Zeitung, 25.10.1873 © Privatsammlung

Josephine Weinlich (nach ihrer Heirat Amann-Weinlich) wurde am 2.8.1848 in Dechtitz (heute Dechtice, Slowakei) geboren. 1868 gründete sie ein Damen-Orchester in Wien und leitete die Auftritte. Die Besetzung des Orchesters vergrößerte sich in den Folgejahren kontinuierlich. Im Jahr 1873, während die Weltausstellung in Wien stattfand, dirigierte sie ihr „Erstes Europäisches Damen-Orchester“ regelmäßig in den Blumen-Sälen der Gartenbau-Gesellschaft am Parkring. Im Orchester musizierten über 30 Musikerinnen, auf den Blasinstrumenten wirkten auch einige Knaben mit. Längere Reisen führten Weinlich und ihr Orchester unter anderem durch die USA und nach Paris. Sie starb am 9.1.1887 in Lissabon. Josephine Weinlich war nach Constanze Geiger eine weitere Komponistin in Wien, die Werke für Tanzmusik, wie Walzer und Polkas, komponierte.

Vergrößern Gebäude der Gartenbau-Gesellschaft am Parkring. Ausschnitt aus einem Holzschnitt nach einer Zeichnung von Ladislaus Eugen Petrovits © Privatsammlung
Vergrößern Erstes Europäisches Damen-Orchester. Directrice: Josephine Amann-Weinlich. Fotografie von Heinrich Harmsen, Wien 1873 © Privatsammlung

Constanze Geigers kompositorisches Werk

Constanze Geigers kompositorisches Werk umfasst 34 Stücke mit Opuszahl und 37 weitere Stücke. Darunter befinden sich 13 Walzer, sechs Polkas, acht Märsche, drei geistliche Werke, sieben Lieder, und eine größere Anzahl Klavierstücke.

Vergrößern Notenzitat von Constanze von Ruttenstein, 24.12.1867. Auf Briefpapier mit gedr. Monogramm © Privatsammlung

„Dem stets heiteren Diplomaten zur freundlichen Erinnerung an Constanze Baronin von Ruttenstein“

Vergrößern Elegie für das Piano componiert von Leopold Edler von Meyer © Privatsammlung

„Der hochgeborenen Frau Baronin Constanze von Ruttenstein hochachtungsvoll gemidmet“

Vergrößern Flora-Quadrille op. 177 von Johann Strauß Vater, Constanze Geiger gewidmet © Privatsammlung
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Dr. Nana Miyata
Historisches Archiv
Seilerstätte 30
1010 Wien