2. Die Goldene Ära
Es gibt in der frühen Geschichte der Wiener Philharmoniker keinen Dirigenten, der das Orchester so nachhaltig prägte wie Hans Richter (1843 - 1916), der legendäre Dirigent der Bayreuther Uraufführung von Wagners Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“. Dies ist nicht etwa nur eine Feststellung aus heutiger Sicht, sondern entspricht der unter den damaligen Musikern herrschenden Meinung. Richter leitete die Philharmoniker in mindestens 243 Konzerten und präsidierte mit einjähriger Unterbrechung von 1875 bis 1898 dem Unternehmen.
Die Zusammenarbeit Richters mit den Philharmonikern war von Leidenschaft geprägt. Die als „Goldene Ära“ bezeichnete Amtszeit Richters war keine Zeit statischer Selbstgefälligkeit, sondern die beständige Auseinandersetzung eines eigenwilligen Kollektivs mit seinem überragenden Dirigenten, der tatsächlich Teil dieses Ensembles, primus inter pares, war.
Mit Hans Richter gelang die endgültige Etablierung als Orchester von Weltruf und unvergleichlicher Tradition. Dazu trugen auch Begegnungen mit Wagner, Verdi, Bruckner, Brahms, Liszt u. a. bei, die als Dirigenten bzw. Solisten mit den Wiener Philharmonikern konzertierten. In der „Goldenen Ära“ Richters wurden die 2. und 3. Symphonie von Johannes Brahms sowie die 4. und 8. Symphonie von Anton Bruckner und das Violinkonzert von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky uraufgeführt.